Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 23. März 1944

23.3.44

Mein liebes Lottenkind,

ich ärgere mich über meine Briefe, möchte sie gerne schöner und inhaltsreicher schreiben, aber dazu gehört in allererster Linie Ruhe und Sammlung, und daran fehlt es gänzlich. Zur Bereicherung unseres Tagesablaufes sitzen wir jetzt fast täglich meist in der Mittagszeit zwischen 11 und 1 in Erdlöchern mit Gewehren und Stahlhelm. Der Tommy hat in letzter Zeit häufig Flugplätze im Tiefangriff angegriffen, und deswegen müssen wir in die Löcher, in denen man scheußlich nasse und eiskalte Füße bekommt. Zu meiner großen Freude bekam ich heute Deinen lieben Brief mit dem Bücherverzeichnis und beruhigender Nachricht von Mutter, dazu ein Päckchen von Hansi mit Dörrobst, Zigaretten und einem lieben Brief. Es scheint ihr jetzt ja wieder gut zu gehen. Hoffentlich rückt ihr der Krieg nicht zu nahe auf das Fell. Was ist das wieder für eine Sache mit Ungarn. Wie lange wird Finnland noch aushalten. Was macht Rumänien, was Bulgarien? Es köchelt so langsam ab, nur daß wir nicht zusehen wie beim letzten Krieg (unleserlich) eingreifen. Es bindet aber immer neue Truppen, und damit ist den Feinden ja auch schon geholfen. Was hat Mutter den zu dem Bild gesagt? Ist die Kiste von Carels noch nicht da?

1000 liebe Küsse
Dein Harald