Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 26. Juni 1944
26.6.44
Liebes Lottenkind,
heute habe ich 2 Pakete durch die Post und die Heringstonne durch Express auf den Weg gebracht. Es war eine wüste Schlepperei. Die Tonne enthält etwa 70 große Heringe und kostet 50 Mk. Das Geld habe ich mir gepumpt. Schicke mir deshalb bitte nicht 250 Mk, um die ich Dich im vorigen Brief für Pischl bat, sondern Mk 300. Billig sind die Dinger ja gerade nicht, aber wir haben sie und in der kommenden Bohnenzeit werden sie Euch sicher willkommen sein. Sie halten sich kühl im Keller aufgehoben sehr lange. Es werden immer nur die aus der Tonne herausgenommen, die gerade gewässert und verzehrt werden sollen. In den 2 Paketen ist schmutzige Wäsche und anderer Kram, den ich nicht mitschleppen kann und den Du mir aufheben sollst. Post von Dir ist immer noch keine da, es sind jetzt annähernd 14 Tage. Hast Du Lisbeth auf Urlaub geschickt? Du kannst es, glaube ich, getrost tun, denn aus dem Urlaub wird doch nichts werden. Ich sehe mal wieder sehr
schwarz. Seit einigen Tagen ist das Wetter hier mal wieder schön. Durch den vielen Regen des letzten Monats hat sich auf den Feldern alles recht schön rausgemacht. Es stand anfänglich recht erbärmlich. Wie sieht es denn bei Euch aus. Gibt es schon Kirschen. Wenn Ihr keine bekommen könnt, dann wende Dich doch einmal an Farst(?), der kann Dir sicher welche aus Schweinheim besorgen. Ich bin immer noch nicht fähig einen vernünftigen Gedanken zu fassen, weil ich kein Ziel sehe. Gestern ist eine Jagdgruppe von uns zum Osten abge..(unleserlich).Da muß es böse aussehen. Das ist der
2-Frontenkrieg, da ist man nirgends stark genug.
1000 liebe Grüße und Küsse
Dein Harald