Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 27. Juni 1944

27.6.44

Mein liebes Lottenkind,

ich komme noch mal mit einer Bitte. Der Zustand ohne Uhr ist schauerlich. Da wir jetzt auch nachts Wache stehen müssen hat sich dieser Zustand weiter verschlimmert. Kümmere Dich bitte mal darum. Ich habe sie damals zu Schumann gebracht. Schreibe mir bitte auch gleich, wenn die Pakete und die Heringstonne ankommen und wann und ob Du das Geld auf den Marsch gebracht hast. ----------

Eben komme ich von einem Abendspaziergang zurück, den ich mir gegönnt habe. Es hatte heute gewittert und die Luft war rein und unwahrscheinlich klar. Bis an den fernen Horizont waren alle Umrisse scharf gezeichnet u d der rote Schein der Abendsonne gab dem weiten schönen Land einen warmen Glanz. Es war wirklich erholsam und schön. Ich denke heute besonders lebhaft an Dich. Es ist, als ob die klare Luft die Entfernung zwischen Godesberg und hier ver-

ringert hätte. Es ist leider immer noch keine Post da. Nun fange ich doch langsam an zu warten. Wenn meine Briefe auch z.Zt. noch kurz sind, so komme ich doch langsam zur Ruhe und damit auch zur Sammlung. Dann werden meine Brief auch wieder länger.

1000 liebe, liebe Grüße und Küsse    
Dein Harald