Harald Endemann an seine Frau Charlotte,11. September 1944

11.9.44

Mein liebes Lottenkind,

das Wetter ist genau wie im vergangenen Jahr, als wir im Hessenland waren. Klare kalte Nächte, kühle Morgen mit etwas Nebel und dann warmer Sonnenschein von sommerlicher Kraft. Ach könnten wir doch jetzt wandern irgendwo in einer schönen ruhigen Landschaft und die Bauern auf Feldern arbeiten sehen und in den Dörfern die Dreschmaschiunen hören. Duie Snne scheint mir so warm auf den Tisch, daß mir ganz absonderlich wird. Dabei droht überall die Gefahr. Frau Lichtschlag, die noch Sachen aus der Eifel nach M-ngladbach geholt hat, schreibt, daß sie Heerscharen von Arbeitern, Hitlerjungen und Soldaten begegnet ist, die alle Westwall bauen. Die Reichsgrenze scheint also doch auf alle Fälle verteidigt zu werden. Frau Lichtschlag schreibt an Postfach. Von Dir habe ich noch nichts gehört. Bekommst Du denn meine Briefe. Ich habe mit wenigen Ausnahmen täglich geschrieben, Bitte schicke auch sofort das Paket ab. Ich brauche die Sachen ganz dringend. (1.die Hemden, 2. Rasierseife 3.)Ausgehanzug ohne Käppi 4.) Holzbrettchen zum Essen)

[Unterschrift fehlt]