Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 13. September 1944

13.9.44

Mein liebes Lottenkind,

die Sonne scheint so herrlich warm, daß ich trotz des lauten Kriegsgeschreis immer wieder an die schönen Urlaube im vergangenen Jahr denken muß. Es steht eben zu fest und schön in meiner Erinnerung. Wie gut, daß wir die Reise gemacht haben, heute wäre es nicht mehr möglich. Es kamen heute 3 Briefe von Dir an, darunter der mit der Karte von Erich Gunkel. Wann war er denn da! Warst Du gerade in Dortmund? Hoffentlich habt Ihr ihn bewirtet. Ich bin bei Gunkels in Harburg auch bewirtet worden. Wo steckt er eigentlich, etwa in Hangelar, dann müsst ihr ihn mal einladen. Wir verdanken ihm doch auch die Heringe. Du schreibt, daß der Herbst so schnell kommt. Ich kann das garnicht finden. Wir haben herrliches Wetter, den ganzen Tag Sonnenschein. Morgens und abends ist es zwar schon kühl, aber das schadet nichts. Da schläft man gut. Wir hatten hier jetzt ein paar Male Alarm, gestern kamen sogar Pulks hier über. Ich glaube übrigens, daß sich die Lage an der Grenze doch stabilisieren wird. Ich weiß es von Frankreich her, daß die Zivilbevölkerung hinter der Front ganz gut leben kann. Man gewöhnt sich an alles.

1000 liebe Küsse
Dein Harald