Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 17. September 1944

17.9.44

Mein liebes Lottenkind,

vorerst noch Gerücht, aber wahrscheinlich Wirklichkeit ist unsere Verlegung nach einem Horst in Westfalen, nordöstlich von unserem früheren Standpunkt 2/3 des Weges nach Bielefeld. Vorerst also nur noch an Feldpost schreiben. Weiß der Teufel, wann ich nun wieder Post bekomme! Es ist scheußlich ohne Post in dieser Zeit (?) zu sitzen. Hans Meyer schrieb mir einen sehr lieben Brief, er will in den nächsten Tagen schreiben , ob sie Kinder von uns nehmen können. Es kommt nur darauf an, ob Karl seine Kinder nach Fr. tut, wie er geschrieben hat. Ob es nötig ist, die Familie zu zerstreuen ist auch noch eine große Frage. Wie kommt man jemals wieder zusammen. Jetzt wieder die Landung in Holland! Die Sorgen wachsen zusehends und man steht dabei wie ein dummer Junge und kann nichts machen, Man bewegt sich stuhr (!) wie eine Marionette nach den Willen anderer. Graf (?) war gestern hier um seine Fußballmannschaft loszueisen. Sorgen im 6. Kriegsjahr.

1000 liebe Küsse
Dein Harald