Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 25. Oktober 1944
25.10.44
Mein liebes Lottenkind,
nun ist der Rabatz hoffentlich vorbei, aber er hat uns die letzte Tage, wo es ohnehin viel Arbeit gab, nicht schöner gemacht. Ich bin deshalb auch 2 Tage nicht zum Schreiben gekommen. Zur Belohnung bin ich gestern Abend, den 1. Abend, an dem wir wieder Ausgang hatten,in der Feuerzangenbowle“ gewesen und habe mich köstlich amüsiert. Das war so gerade das Richtige um den ganzen Ärger der letzten Tage abzureagieren. Gestern kam auch die grüne Karte, aus der ich sah, daß Euch am 19. nichts passiert ist. Ich hatte gehofft, daß sich der Angriff auf Bonn beschränkt hatte,aber dann hättet Ihr wohl keine grünen Karten bekommen. Mir ist ein Stein von der Seele. Nun werde ich wohl ein paar Tage Urlaub bekommen, bereite bitte alles vor, denn lange wird es sicher nicht sein. In den nächsten Tagen muß ich erst mit einem wichtigen Termin zur Division. Hier sollen jetzt überall die jüngeren Soldaten rausgezogen werden und durch ältere und vor allem Mädels und Frauen ersetzt werden. Wir bekommen sogar Kraftfahrerinnen. Ich habe einen sehr lieben Brief von Charly bekommen, ich schicke ihn Dir demnächst mit. Jever ist auch böse bombardiert worden. Carels ist nichts passiert.
1000 liebe Küsse
Dein Harald