Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 1. Oktober 1944

1.10.44

Mein liebes Lottenkind,

heute am Erntedankfest haben wir – man höre und staune – den Nachmittag frei bekommen. Ich bin mit Ehlen gleich losgeschossen um die Umgegend von F. zu erforschen. Das Ziel waren 2 große Waldteiche, die ich auf der Route entdeckt hatte. Die Teiche waren leider ausgetrocknet, aber es war doch eins schöner Gang in die Umgebung, die der Mark Brandenburg ähnelt. Kiefernwälder und Heide. Nun sitze ich wieder auf meinem Büro und habe die schöne Karte, die dem Paket beilag, vor mir stehen und gehe in Gedanken den Weg nach Mehlem mit Dir zusammen und habe trotzdem Sehnsucht nach Dir. Wir warten hier noch immer auf den Verlegungsbefehl. Der 4. Buchstabe des Ortes, an den wir verlegen, ist ein „e“. Was hälst Du von dem Vorschlag 2 Kinder nach F zu Lenchen zu tun. Vielleicht bekäme ich Urlaub dazu. Ich könnte dann noch eine Wucht mit fortschleppen. Was ist eigentlich mit Spinat? Die Stimmung ist wohl wieder ruhiger. Ich bin aber nach wie vor der Ansicht, daß sich das Bild ganz schnell wenden kann, wenn die Feinde wieder Kräfte angesammelt haben. Es müsste aber schnell gehandelt werden. Schreibe doch bitte und zwar postlagernd und Feldpost u einen Durchschlag.

1000 liebe Küsse
Dein Harald