Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 2. Oktober 1944
2.10.44
Mein liebes Frauchen,
ich hoffe, daß heute mal Post von Dir kommt, die jüngste Post von Dir ist vom 29.9. Wir haben immer noch nicht verlegt. Der 5. Buchstabe des Ortes, an den wir verlegen, ist ein „m“. Was hälst Du von einer Verschickung unserer beiden kleinsten nach Fr. zu Lenchen? Ich denke dabei auch so. Du schreibst mir, daß Du Dich entschlossen hättest aus den bekannten Gründen die Kinder fortzutun, da Du aber von den anderen Kindern z.Zt. nicht wegkönntest, bätest Du mich zu kommen und die beiden Kinder von 4 und 6 Jahren nach Frielendorf zu bringen. Ich hoffe, daß ich dann mal kommen kann. Es geht ein wunderbarer Fronturlauberzug von hier bis Koblenz durch. Ich weiß auch immer noch nicht, was und ob Spinat bezahlt hat: Wilhelm L. soll heute wiederkommen. Ich bin mal gespannt, was er erzählt: Er sollte seine Familie nach Thale am Harz zu seinem Bruder bringen. Weißt Du wenn ich käme könnte ich auch eine schöne Wucht Sachen mitschleppen nach Fr.
Nun heißt es wieder, daß wir hierbleiben. Eben kommt ein Mann aus G. zurück, der erzählt unsere flg. Verbände kämen in wenigen Tagen zurück. Vorgestern habe ich den Film „Ich brauche Dich“ mit Marianne Hoppe und Willy Birgel (sc. gesehen). Ein Lustspiel, bei dm die Verwicklung nicht aus einer Verwechslung, sondern aus den Charakteren der Beteiligten entspringt. Ich habe mich gut unterhalten. Kennst Du den Film? Ich komme hier, durch mein allabendliches Ausgehen in Bezug auf den Film wieder auf das Laufende. So viel und so regelmäßig wie hier, bin ich wohl in meinem ganzen Leben noch nicht ausgegangen. Meistens gehe ich in die Stadtschänke und trinke Bouillon (der Wirt ist gleichzeitig Metzger und die Bouillon ist vorzüglich). Um 10 Uhr nach dem Nachrichtendienst gehe ich dann nach Hause. In unserer Bude ist es nämlich nicht zum Aushalten. Walter Bammes ist Feldwebel geworden und schwelgt mit seiner Frau in Seeligkeit.
1000 liebe Küsse
Dein Mann