Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 6. Oktober 1944
6. 10.44
Mein liebes Lottenkind,
im Augenblick bin ich ganz zufrieden. Ich hatte gestern Post von Dir und die Sonne scheint in mein neues Büro. Wir sind mal wieder umgezogen innerhalb unserer Fabrik. Es hat dabei viel Ärgerlichkeiten mit Brüllerei gegeben, aber das ficht mich kaum noch an. Wenn ich denke, wie dickfällig (!) ich in diesen 4 Jahren geworden bin, bekomme ich beinahe einen Schrecken. Was mir nach wie vor Sorge macht, ist der Gedanken an Euch. Nimm mir meine Kleingläubigkeit nicht übel, aber ich glaube nicht an ein Halten der Westfront. Es ist m.E. nur eine Frage kurzer Zeit bis der Tommy genügend Kräfte und Material beisammen hat. Wäre es nicht besser, die beiden kleinsten Kinder zu Lenchen zu geben? Im Ernstfall hättet Ihr ja nicht Augen und Arme genug. Es müsste aber schnell gehen. Vielleicht schickst Du ein Telegramm, wenn Du Dich entschlossen hast. Wir beurteilt Ihr die Lage? Unsere flg. (fliegenden) Teile sind wieder hier. Wilhelms Schwester in Düren wohnt schon seit Wochen im Keller, weil D(.) mit (Ari?) beschossen wird.
1000 liebe Küsse
Dein Mann