Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 10. Dezember 1944
10.12..44
Mein liebes Lottenkind,
gestern kam ich von einer 4tägigen Dienstreise nach Berlin und Finkenwerder wieder zurück und gerade in eine neue Verlegung hinein. Es geht in die Nähe einer Stadt an unserem Strom. Auf der Treppe des dortigen Domes fand einmal ein berühmter Frauenstreit statt. Ich bin Vorkommando und fahre mit dem Zug. Vielleicht an Frielendorf vorbei, ohne meine beiden Kinderchen sehen zu können. Auf meiner Dienstreise blieb ich in Halberstadt liegen und habe Else und Karl Brede besucht. Beide freuten sich sehr. Es war sehr nett, wen auch nur recht kurz. Ich weiß garnicht mehr, wann ich Else zum letzte Male gesehen habe, es sind Jahrzehnte her. Von Dir habe ich immer noch keine Post. Wer weiß,wie es jetzt bei Euch aussieht. Ich er haben sich die Verhältnisse noch erheblich verschlechtert. Ich denke mit großer Sorge an Euch. Schafft nur fleißig Sachen fort, wenn nicht anders dann nach Zissendorf (Heimat des Hausmädchens Lisbeth). Von dort kann man wohl immer noch etwas wegholen. Helga schreibt mir liebe Briefe.Zu Hans und Detta Banthien bin ich leider nicht mehr gekommen. Ich habe ihm schreiben müssen. Er wird Dir telegraphieren. - Eben kommt der 1. Brief von Dir, in dem Du mir schreibst, daß Jürgen die Masern bekommen hat, der Arme. Ursel scheint sie nicht zu haben, denn weder Lenchen noch Helga schreiben etwas davon. Ob wir zu diesem Weihnachtsfest wenigstens Briefe voneinander haben? Es wird ohnehin trostlos genug werden und ich hätte gerade in diesem Jahr das Bedürfnis., Dich ganz tüchtig zu verwöhnen und könnte es sogar trotz 6. Kriegsjahr
1000 liebe Küsse
Dein Harald