Harald Endemann an seine Töchter Helga und Ursula in Frielendorf, 20. Dezember 1944

20.12.44

Liebes Helga-Mädel, liebes Urselchen.

Nun steht das liebe Weihnachtsfest schon ganz dicht vor der Tür und ich habe Euch immer noch keinen Weihnachtsbrief geschrieben, weil ich so sehr viel tu tun habe. Wie schön war es doch in früheren Jahren, als wir alle beisammen waren und der Pappi dann Weihnachten auf Urlaub kam. Diese Jahr kommt nicht nur kein Pappi sondern auch kein Weihnachtsmann. Es gibt in diesem Jahr nach 5 Jahren Krieg nichts mehr und die Post geht zu lang. So ist es für uns alle ein recht trauriges Fest! Wenn wir nun dieses Jahr auch alle verstreut sind, so müssen wir doch erst recht fühlen, daß wir ganz eng zusammengehören. Es ist wieder ein schwerer

Angriff auf Bonn gewesen und ich wollte, Mutti und die 3 anderen kleinen Kinder wären schon in Frielendorf. In Godesberg ist es zu gefährlich. Nun gebe ich Euch einen lieben, lieben Kuß und drücke Euch in Gedanken an meine Brust.

In Liebe    
Euer Pappi

viele liebe Grüße an Tante Lina, Tante Lenchen und Onkel Hans